Zusammenfassung der Vorträge

Diabetes – Zusammenfassung des Gesundheitstags am 11.09.2016

In Deutschland leiden ca. 9,3% der Bevölkerung an Diabetes mellitus. Der Anteil von Frauen und Männern ist dabei fast gleich groß, jedoch ist der unerkannte  Diabetes mellitus bei Männern etwas häufiger. Durch rechtzeitige Vorsorgeuntersuchungen kann dem entgegengewirkt werden.

Herr Dr. med. Klausmann zeigte in seinem Vortrag wichtige Faktoren zur Diabetes Erkrankung auf.
Die Zunahme von Bauchfett ist ein wesentlicher Faktor für die Entwicklung einer Insulinresistenz und der Arteriosklerose. Die Insulinresistenz kann die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2 (T2DM) auslösen.

Unsere Muskulatur, die Leber und das Fettgewebe reagieren auf das Hormon Insulin. Bei manchen Menschen entwickelt sich im Laufe der Zeit eine Insulinresistenz, d.h., die Körperzellen reagieren weniger stark sowohl auf das körpereigene als auch das durch Injektion zugeführte Insulin.
Durch eine Inselzelldysfunktion der Alpha- und Betazellen - das sind Zellansammlungen, die sowohl die Höhe des Blutzuckers registrieren als auch Insulin produzieren und ausschütten - kann die Insulinresistenz nicht mehr ausreichend kompensiert werden und es entwickelt sich ein Diabetes mellitus Typ 2. Eine Inselzelldysfunktion ist eine verminderte Insulinabsonderung und gleichzeitig vermehrte Glucagonabsonderung.

Eine chronische Hyperglykämie (Überzuckerung), eine abnehmende Betazellfunktion und steigende Insulinresistenz hängen eng mit der Entwicklung kardiovaskulärer Risiken zusammen. Das heißt, es besteht ein erhöhtes Risiko an Schlaganfall, Herzinfarkt oder peripheren arteriellen Durchblutungsstörungen zu erkranken.

Die Wirkung der meisten Antidiabetika, die derzeit zur oralen Behandlung zur Verfügung stehen, ist Insulin abhängig. Die Forschung arbeitet aber an einer Insulin unabhängigen oralen Therapie des Diabetes mellitus Typ 2, die auch das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen senken soll.

Diabetes und Ernährung
In Ihrem Vortrag ging Fr. Quirin auf die Bedeutung einer angemessenen Ernährung ein. Zu den Risikofaktoren eines Diabetes mellitus zählen Übergewicht, Bewegungsmangel, Bluthochdruck, falsche Ernährung, Alkoholkonsum sowie weitere Faktoren. Daher kann durch eine Änderung des Lebensstiles und eine Gewichtsabnahme von ca. 4 Kg das Diabetesrisiko um 58% gesenkt werden. Erreicht man eine Gewichtsabnahme von 5% des Körpergewichts kann dies das Diabetesrisiko sogar um ca. 70% senken!

Wie kann man Kalorien einsparen?
Limonaden, Eistee und Fruchtsaftgetränke haben eine hohe Energiedichte das bedeutet, dass eine hohe Kalorienaufnahme ohne Sättigungsgefühl erzielt wird. So führt nur ein Softdrink pro Tag zusätzlich (1 Dose Cola) = 150kcal zu 6kg Gewichtszunahme pro Jahr.

Es wird empfohlen weniger Weißmehl, Zucker, Fett und industriell hergestellte Produkte zu sich zu nehmen. Dafür sollten mehr Vollkornprodukte verwendet und in kleineren Portionen gegessen werden. Alkohol ist zu meiden

Ernährungstipps

  • täglich 3 Mahlzeiten und 1 kleine Zwischenmahlzeit
  • Weißmehlprodukte gegen Vollkornprodukte austauschen
  • Gemüse und Salatmenge steigern
  • Mahlzeiten ausgewogen zusammenstellen, komplexe Kohlenhydrate steigern
  • Trinkmenge auf 2 Liter/Tag erhöhen, Limo reduzieren
  • möglichst 3mal pro Woche 1 Stunde Bewegung und täglich 30 Minuten Bewegung


Beispiel: Ernährungsempfehlung der DGE

Frühstück:
50g Musli mit 1,5% Joghurt (150g) und frischen Früchten (125g)
Zwischenmahlzeit: Smoothie aus Spinat, 150ml Milch mit 1 EL Haferflocken und 1 EL Agavendicksaft
Mittag:
Vollkornspaghetti (150g) in Gemüse-Tomaten-Soße (150g) mit Parmesan
Zwischenmahlzeit: Obstsalat (200g)
Abend:
2 Scheiben Vollkornbrot (a 45g) mit Halbfettmargarine und fettreduziertem
Käse (30g) und Gurke, Frischkäse (mager, 30g), Tomate und Basilikum

(1390kcal, 61% Kohlenhydrate, 18% Eiweiß, 20% Fett, 34g Ballaststoffe)


Diabetes im Alter und auftretende Spätfolgen

Spätfolgen eines Diabetes mellitus
Einleitend zu seinem Vortrag wies Dr. med. W. L. Dotzel (Kreisklinik Groß-Umstadt) darauf hin, dass Diabetes nicht weh tut und deshalb wird er oftmals erst sehr spät erkannt.

Mögliche Begleit- und Folgeerkrankungen eines Diabetes mellitus Typ 2 sind:

  • Bluthochdruck
  • diabetische Retinopathie, eine durch Diabetes mellitus hervorgerufene Erkrankung der Netzhaut des Auges, die zu einer Schädigung der Netzhaut führt
  • diabetische Neuropathie (Nervenschäden, z.B.: Störung der Schmerzempfindlichkeit)
  • periphere arterielle Verschlusskrankheit
  • Herzinfarkt
  • diabetische Nephropathie (Nierenschäden)
  • Schlaganfall
  • diabetischer Fuß


Die Immunabwehr ist bei Diabetikern meist geschwächt, so dass kleine Verletzungen sich oft zu großen Wunden entwickeln können, die sich leicht entzünden und schlecht abheilen. Dies kann vor allem bei älteren Patienten zur Amputation von Teilen von Armen, Beinen und Füßen führen.
Diabetesspätfolgen können jedoch durch regelmäßige Blutzuckerkontrolle und die Kontrolle anderer Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhte Blutfette und das Nicht-Rauchen verhindert bzw. hinausgezögert werden.

Folgende Zielvorgaben gelten für den Blutzuckerspiegel:

  • nüchtern oder vor einer Mahlzeit sollte der Blutzuckerwert bei 5,6 – 6,9 mmol/l (100-125 mg/dl) liegen
  • 1-2 Stunden nach einer Mahlzeit bei 7,8-11,0 mmol/l (140-199 mg/dl)


Für den HbA1c-Wert sollten persönliche Therapieziele mit dem Patienten vereinbart werden. Dabei sind folgende Faktoren zu berücksichtigen:

  • Die Wünsche und Bedürfnisse des Patienten
  • Alter und Begleiterkrankungen
  • Entstehender Nutzen, z.B. Verringerung des Risikos für Folgeerkrankungen
  • Entstehende Schäden, z.B. Unterzuckerung oder Gewichtszunahme
  • Art der eingesetzten Therapie



Auszug aus der nationalen Versorgungsleitlinie zur Therapie des Typ 2 Diabetes
(1. Auflage Version 4 August 2013; zuletzt geändert November 2014)

Ziele der Behandlung
Die Therapie verfolgt mehrere Ziele. Abhängig vom Alter und von Begleiterkrankungen soll sie:

  • Ihre Lebensqualität erhalten und wiederherstellen
  • Ihnen helfen, besser mit der Krankheit umzugehen. Das heißt, Sie sollten in die Lage versetzt werden, selbst an der Therapie mitzuwirken und mitzuentscheiden
  • Gesellschaftliche Vorurteile und Unterstellungen abbauen, die im Zusammenhang mit Diabetes bestehen können
  • Ihre Zufriedenheit mit der Behandlung fördern
  • Sie unterstützen, die vereinbarten Therapieziele einzuhalten
  • Mögliche Folgekomplikationen durch Diabetes vermeiden und behandeln, wie etwa Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, Schäden an den großen und kleinen Blutgefäßen (Mikroangiopathie) oder Fußprobleme
  • Durch eine gute Stoffwechseleinstellung Anzeichen von hohem Blutzucker vorbeugen und verbessern
  • Begleiterkrankungen behandeln und bessern, wie beispielsweise Bluthochdruck oder Gefäßschäden
  • Die Nebenwirkungen der Diabetesbehandlung, wie Unterzuckerungen und die Belastung für Betroffene durch die Therapie so gering wie möglich halten
  • Die Häufigkeit von Erkrankungen verringern und die Lebenszeit verlängern.
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